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Nuss-Brot

Einer dieser Tage, und das Aufstehen fällt schwer. Den Kaffee inhalieren; atmen nicht leicht. Ins Bad und bereit machen für den Tag. Die kurze Fahrt durch die Nacht die Passage – eine Verwandlung, ein Übergang. Und wach, als ich aus dem Auto steige. Nur die Drossel, die sonst um drei Uhr morgens auf dem Parkhausdach singt, heute nicht. Umziehen und die Tür zur Backstube auf. Ein Anderer sein, und doch derselbe.

Der Sauerteig

75g
75g
75g
Dinkelmehl 630
Anstellgut Dinkel
Wasser, 40°C

In der Bäckerei arbeiten wir mit zwei Sauerteigen. Einem Roggensauer für Roggenbrote und einem Dinkelsauerteig für die Dinkelbrote. Beide werden jeweils mit den entsprechenden Mehlen gefüttert. Die Mikroorganismen in den Sauerteigen sind so auf das jeweilige Mehl hin optimiert. Das heißt aber nicht, dass man einen Dinkelsauerteig nicht ebenso gut mit einem Stück Roggensauerteig füttern könnte. Nur wird die Fermentation wahrscheinlich etwas länger dauern.
Wer einen guten Kompromiss möchte, pflegt den hauseigenen Sauerteig einfach mit beiden Mehlen zu gleichen Anteilen.

Mehl, Anstellgut und warmes Wasser gut miteinander mischen und zwei bis drei Stunden an einem warmen Ort gehen lassen. Das Volumen sollte sich in der Zeit mindestens verdoppelt haben. Und die Oberfläche von vielen Bläschen durchzogen sein.

Der Hauptteig

der
25g
25g
375g
ca 325g
—–
11g
50g
50g
Sauerteig
Weizenvollkornmehl
Roggenmehl 1370
Dinkelmehl 630
Wasser, warm
—–
Salz
Haselnüsse
Walnüsse

Aus allen Zutaten einen glatten und eher weichen Teig kneten. Dabei sind zwei Dinge wichtig: das Wasser im Hauptteig muss warm sein – 40°C – , um eine Teigtemperatur von um die 26-27°C zu erreichen.
Das ist wichtig, da der Teig ohne Industriehefe und nur mithilfe der Sauerteighefen gelockert wird.

Die Autolyse

Autolyse kennt man aus der Baguette-Herstellung. Damals in meiner Ausbildungszeit war das kein Thema.

Der Teig wird dabei erst einmal ohne das Salz angeknetet. Dabei ist es nicht wichtig, den Teig vollständig auszukneten. Nur solange kneten, bis sich Mehl und Wasser lose verbunden haben.

Eine halbe bis eine dreiviertel Stunde ruhen lassen. Erst dann das Salz und anschließend die Nüsse unterlaufen lassen. Dabei den Fenstertest machen. Der Teig sollte sich dünn ausziehen lassen ohne zu reißen. Erst dann die Nüsse dazu geben.

Spätere Salz-Zugabe

Salz bindet Flüssigkeit. Gibt man das Salz erst nach ein paar Minuten in den Teig, nimmt das Mehl mehr Wasser auf. Und das Brot wird saftiger.
Gerade bei Dinkelteigen kann es helfen, die Knetung auch einmal kurz zu unterbrechen. Der empfindliche Kleber des Dinkels, der gerne auch einmal überknetet ist, kann sich so ein Stück weit selbst entwickeln.

Drei Stunden Teigruhe

Der Teig ruht für etwa drei Stunden. Dabei nach einer Stunde und nach einer weiteren Stunde dehnen und falten (den Teig von allen Seiten übereinander schlagen).

Anschließend rund schleifen und in ein Gärkörbchen legen. Der Teig sollte sich bis dahin um gut ein Drittel und mehr vergrößert haben. Eine ideale Teigtemperatur wäre um die 27°C. Ist der Teig zu kühl geraten, stellt man ihn noch einmal an einen warmen Ort, und lässt ihn ein wenig mehr aufgehen.

Stückgare über Nacht im Kühlschrank

Anschließend gut abgedeckt über Nacht in den Kühlschrank stellen.

Am nächsten Morgen heraus nehmen und währenddessen den Backofen aufheizen. Bei mir zuhause backe ich Brote im gusseisernen Topf. Das Backen im Topf imitiert die Atmosphäre eines Bäckerofens und lässt das Brot besonders schön aufgehen.

Anbacken bei 250°C. Nach zehn Minuten herunter schalten auf 220°C und weitere 35 bis 45 Minuten zu Ende backen.

Dauer-Regen

Die letzten Wochen ein Bild aus tiefem Himmel und Regen. Wie die Welt enger wird, intimer. „Rain on Rahoon falls softly, softly falling, where my dark lover lies“. Immer wieder nach Leutkirch und nach den Störchen schauen. Ob die Jungen schon ertrunken sind in ihren Nestern?
Dann der Samstag. Trocken, freundlich. Und überraschende Begegnungen. Ein Paar Höckerschwäne auf dem Weiher hinter Milei in Leutkirch. Mit vier Küken und beobachtet von einer Nilgans. Plötzlich ein Biber. Man sieht nur die Schnauze und rasch durch das Wasser. Auf der abgemähten Wiese acht Störche. Ihre komische Art, die grotesken Proportionen.
Am Abend Livemusik in Legau, die Evil Lions. Wie gut es tut, mal wieder raus zu gehen und Musik zu hören.

Die Nuss-Stangen

Für die Nuss-Stangen einen Hefeteig machen und den tourieren. Oder einfach nur einen süßen Hefeteig und mit der Nussmasse bestreichen. Der tourierte Teig im Ergebnis etwas feiner. Wie ein Teig mit Butter eingeschlagen wird, ist hier beschrieben.

Der Teig für die Stangen

500g
ca 220g
50g
25g
50g
60g
10g
etwas
etwas
Weizenmehl 550
Milch, kühl
Vollei
Bio-Hefe
Butter
Zucker
Salz
Zitronenabrieb
Vanille

Aus allen Zutaten einen mittelweichen und glatten Teig kneten. So lange kneten, bis man ihn dünn mit den Fingern auseinander ziehen kann. Sollte der Teig zu fest sein, noch etwas Flüssigkeit zugeben.

Möchte man den Teig am selben Tag backen und nicht tourieren, wird die Milch erwärmt. Soll der Teig touriert werden, stellt man ihn für ein paar Stunden oder über Nacht in den Kühlschrank.
In beiden Fällen den Teig nach dem Kneten eine halbe Stunde bis Stunde ruhen lassen. Erst dann weiter verarbeiten oder kühl stellen für das Tourieren am nächsten Tag.

Dazu noch 150 Gramm Butter mit etwas Mehl anwirken und zu einer Platte formen. Ebenfalls über Nacht in den Kühlschrank stellen. Wie man das im Detail macht ist hier beschrieben oder auch hier.

Die Nuss-Masse

90g
110g
60g
Prise
——–
90g
90g
25g
etwas
Vollmilch
Rohrzucker
Butter
Salz
——–
Haselnüsse, grob
Haselnüsse, fein
Keksbrösel
Zimt und Kakao

Für die Masse werden Milch, Zucker und Butter kurz aufgekocht. Der Zucker soll sich so in der Flüssigkeit auflösen. Anschließend die Haselnüsse und die Keksbrösel zum Abbinden untermischen. Abschmecken mit Zimt und Kakaopulver.
Die Masse ist erst noch recht weich, zieht dann aber schnell an. Ruht die Nussmasse über Nacht im Kühlschrank, kann es sein, dass sie bis zum nächsten Morgen zu fest gerät zum Aufstreichen. Dann am besten mit Eiklar, falls vorhanden, verdünnen. Oder mit etwas Wasser oder Milch.

Wir mahlen ein Teil der Nüsse nicht ganz fein aus. So hat man noch etwas zu beißen und es ergibt sich ein anderes Mundgefühl als wenn die Masse zu breiig ist.

Die Nuss-Stangen backen

Den Teig – ob nun touriert oder nicht – rechteckig ausrollen und mit der Nussmasse bestreichen. Wir verwenden etwa halb so viel Masse wie Teig. Man könnte aber ebenso gut mehr davon nehmen.

Nun die lange Seite nach unten umschlagen und in etwa zwei bis drei Zentimeter dicke Streifen schneiden. Lustig in sich zu losen Schlaufen verdrehen und auf ein Backblech mit Backpapier setzen (oder das Blech ordentlich einbuttern und kein Papier nehmen).

Vor dem Backen mit Vollei abstreichen und gut reifen lassen. Backen bei 210°C für ca 20 Minuten.

Nach dem Backen auskühlen lassen und mit Puderzucker-Glasur abstreichen.

Langschläfer

Endlos grau die Tage. Die dunkle Jahreszeit ewig und viel Regen. Der Freitagabend am Illerstausee bei Kardorf im Unterallgäu: Rauchschwalben, die dicht über dem Wasser jagen. Die aufsetzenden Tropfen dabei wie ein pointillistisches Bild. Aber kalt und ein Wind. Plötzlich zeigt C. nach hinten, ans Ende des Sees: zwei Graugänse, dazwischen vier Bällchen, die Küken.

Am Abend das Brot backen für morgen. Fast zwei Tage hat der Teig gelegen. Immer wieder spannend, was daraus wird.

Der Teig für das Brot

50g
450g
ca 325g
11g
5g
2g
Weizenvollkornmehl
Weizenmehl 550
Wasser, kühl
Salz
Bio-Honig
Bio-Hefe

Alles zu einem mittelfesten Teig verkneten. Die Flüssigkeit richtet sich dabei nach der Wasseraufnahmefähigkeit des Mehls. In diesem Rezept wurde „Allgäuer Landweizen“ verarbeitet, eine alte Getreidesorte aus dem Allgäu. Dieses Getreide nimmt etwas weniger Wasser auf als konventioneller Weizen. Wenn auch nicht viel. Zu weich sollte der Teig nicht werden.

Teigruhe bis zu 48 Stunden

Gut und ausreichend lange geknetet ruht der Teig für eine Stunde in der Backstube. Und wandert danach für 40 bis 48 Stunden eingepackt in den Kühlschrank bei etwa 7 bis 8 Grad.

Es hilft dem Teig, ihn nach der Hälfte der Zeit einmal durchzukneten. Das schafft CO2 aus dem Teig heraus und bringt neuen Sauerstoff hinein. Die Teigentwicklung verbessert sich. Die Hefe bekommt neue Nahrung.

Aufarbeiten und backen

Nach der langen Zeit der Ruhe schonend rund zu einer Kugel einschlagen. In ein Simperl legen und noch einmal etwa 90 Minuten aufgehen lassen.

Anbacken bei 250 Grad; fallend auf 200 Grad weiter backen für etwa 45 bis 50 Minuten.

Zuhause backe ich Brote in einem alten und schwarzen gusseisernen Topf mit Deckel. Das gibt ein wunderbares Backergebnis. Dazu den Topf ca eine halbe Stunde bei 250 Grad mitsamt Deckel aufheizen. Den reifen Teig in den heißen Topf stürzen und für 40 Minuten mit Deckel backen. Allerdings gleich die Temperatur auf 210 Grad reduzieren. Die letzte halbe Stunde ohne Deckel zu Ende backen.

Link:

Alte Getreidesorten aus dem Allgäu

Hefezopf

Frost in der Nacht, ein wenig Schnee und glatt die Straßen. Langsame Fahrt zwischen Bergs und Greiters. Plötzlich ein Reh auf der Straße und Vollbremsung. Das zweite ist erfahrungsgemäß nicht weit. Und tatsächlich, da kommt es aus der Dunkelheit, bleibt gar kurz stehen und blinzelt in die Scheinwerfer. Der Drang, dem anderen zu folgen, ist offensichtlich stärker als die drohende Gefahr.
Am Tag Sonne; und die Schwalben über dem Stausee bei Kardorf. Unermüdlich und in ganzen Schwärmen. Auf der Iller Kolbenenten und die Graugänse, die paarweise übers Wasser fliegen Richtung Wiesen.
Am Hochgrat über Oberstaufen Schnee. Aber die Wiesen vor Legau grün in der Sonne. Und schon die Löwenzähne!
Nach dem Frühstück im Casino die Hefezöpfe. Mit und ohne Rosinen. Und Nüsszöpfe und die kleinen Osterhasen aus Hefeteig müssen auch noch gemacht werden. Feierabend gegen Mittag und anschließend zum Schwimmen. Die Müdigkeit aus den Knochen.

Vorteig/Dampfl

200g
20g
140g
Weizenmehl 550
Bio-Hefe
Milch, warm

Mehl, warme Milch und die Hefe locker zu einem weichen Teig verkneten und eine halbe Stunde bis eine Stunde ruhen lassen.
Bei butterreichen Teigen empfiehlt sich ein Vorteig, um die Hefe anspringen zu lassen. Aber ganz ehrlich, wir lassen das aus Faulheit oft ausfallen. Und lassen stattdessen den Hauptteig länger ruhen. Das funktioniert auch.

Der Hauptteig

der
800g
170g
150g
100g
18g
30g
etwas
1
ca 350g
Vorteig
Weizenmehl 550
Zucker
Butter
Vollei
Salz
Bio-Hefe
Zitronenabrieb
Prise Vanille
Milch, warm

Alle Zutaten mitsamt dem Vorteig zu einem mittelweichen Teig verkneten. Dabei ausdauernd lange und schonend kneten. Bis sich ein stabiles Klebernetz gebildet hat und sich der Teig mit den Fingern auseinander ziehen lässt. Mindestens eine halbe Stunde ruhen lassen.

Hefezopf mit Rosinen?

Sollen Rosinen in den Hefezopf? Wenn ja, 120 Gramm Rosinen eine Stunde vor dem Teigmachen in etwas Wasser einweichen. Den Teig erst fertig kneten. Fünf Minuten warten und dann die Rosinen solange unterlaufen lassen, bis sie ganz eingefangen sind. Dann den Teig eine halbe Stunde ruhen lassen.

Schweineschmalz in den Teig?

Ich kann mich erinnern, dass mein alter Ausbilder immer etwas Schweineschmalz in den Teig gegeben hat. Auch meine Tante, die angeblich den besten Zopf in der Familie buk, hat darauf geschworen. In der Bäckerei machen wir das allerdings nicht mehr.

Die Zöpfe flechten und backen

Den Teig in sechs Teile teilen und diese etwa 40 Zentimeter in die Länge rollen. Das macht man am besten in Etappen. Also die Stränge erst etwas langrollen und dann noch einmal rasten lassen.

Jeweils drei Stränge zu einem Zopf flechten. Mit einem verquirlten Ei abstreichen und gut reifen lassen. Sobald die Oberfläche trocken ist, noch einmal mit Ei abstreichen und mit Hagelzucker und gehobelten Mandeln bestreuen.

Bei 180°C für ca eine halbe Stunde backen.

Dinkelvollkornsemmel

3.30 Uhr. Die Fahrt durch die Nacht und der Beginn einer neuen Erzählung. Das Dunkel der Nacht die Leinwand und kein Mond. Wie die Welt Realität wird im Kegel der Scheinwerfer. Vor Bergs im Straßengraben rechts gedrungene Tiere, – Dachse? Ein leuchtendes Paar Augen in der Wiese gegenüber. Vor Legau ein Milchlaster. Der Fahrer unwirklich hoch und hell in seiner Kabine. Zwei einsame Gestalten. In die Arbeit vertieft oder an den Gedanken daran. Das ist alles, was uns verbindet.

Eine halbe Stunde später schon brennen die Öfen. Auch das eine Realität dieser Nacht. Der Teig für die Seelen liegt auf dem Tisch und wird abgezogen. Auf Bleche und dann in den Ofen. Und Lisa macht derweil die Brotteige. Das Dinkelvollkornbrot, das Saatenbrot, die Roggenbrote. Der Teig für die Vollkornsemmeln lagert über Nacht in der Kühlung. Lange Teigruhe, gute Bekömmlichkeit. Am Morgen nur abnehmen und direkt backen.

Das Brühstück (für 500 Gramm Mehl)

50g
150g
11g
Dinkelflocken
Wasser, 100°C
Salz

Die Flocken und das Salz mit kochendem Wasser überbrühen und vor der Weiterverarbeitung abkühlen lassen.

Der Teig

das
50g
400g
4g
10g
10g
12g
ca 280 bis 300g
Brühstück
Dinkelmehl 630
Dinkelvollkornmehl
Bio-Hefe
Olivenöl
Anstellgut
Honig
Wasser, lauwarm

Aus allen Zutaten einen glatten und geschmeidigen Teig kneten. Der Teig gleicht in seiner Konsistenz einem Seelenteig, ist also recht weich. Gegebenenfalls mehr Flüssigkeit nachgeben. Je nachdem wieviel Wasser das Vollkornmehl aufnimmt.

Eine kleine Menge Anstellgut bzw Sauerteig stärkt das Klebereiweiß des Mehls. Man kann das aber auch weglassen. Einen ähnlichen Effekt hat etwas Zitronensaft oder Acerolakirschsaft. Sie stärken den schwächeren Kleber des Dinkels und geben den Teigen eine größere Stabilität.

Teigruhe über Nacht

Den Teig in eine Schüssel geben und ein bis zwei Stunden bei Raumtemperatur in der Küche stehen lassen. Dabei zweimal aufziehen (den Teig von allen Seiten übereinander schlagen) -der Teig wird dabei stabiler und gewinnt an Zusammenhalt.
Dann über Nacht in den Kühlschrank stellen.

Die Semmel backen

Am nächsten Tag rausnehmen aus dem Kühlschrank und den Teig auf die leicht angefeuchtete Küchenplatte stürzen. Mit nassen Händen Stücke von ca 120 Gramm herausbrechen. In Mehl, Schrot oder in Körnern wälzen. Lustig in sich verdrehen und auf ein Backblech mit Backpapier setzen. Oder direkt auf dem Backpapier auf einem vorgeheizten Pizzastein backen. Für 15 bis 20 Minuten bei 240 °C. Direkt vor und nach dem Backen einmal kurz nass abspritzen

Die erste Schwalbe

Leutkirch, der erste Frühlingsmarkt. Pflanzkartoffeln, junges Gemüse, Kräuter. Und die Störche beim Nestbau. Am Iller-Stausee bei Lautrach die erste Schwalbe des Jahres. Viel ist nicht zu sehen – das Wasser steht zu hoch. Aber Möwen, Mittelmeermöwen. Und Pfeifenten, ein ganzer Schwarm. Und junge Stare und Krähen auf den Leitungen in Richtung Illerbrücke.
Am Abend Regen. Erde und Luft und Regen. Der Winter ein Ende.

Saaten-Kringel

Es ist der erste Samstag im März, 3.30 Uhr in der Früh. Die Welt, wie sie langsam ins Bewußtsein tritt. Vertraute Gegenstände, Rituale. Der Mond ein illuminierter Haufen Stein. Mit fahler Lampe angestrahlt und schief im Bild hängend.

Auf der Straße nach Legau Wildtiere. Schatten, die über den Asphalt huschen; Füchse, Rehe, Katzen. Die Augen leuchtend im Strahl der Scheinwerfer. Spähren, die sich überschneiden, Schnittmengen und Begegnungen.

Der Morgen in der Backstube holprig. Die Seelen laufen breit im Ofen. Auch die Croissant wollen nicht kommen und bleiben gedrungen. Aber das passiert. Was wir machen ist Handwerk. Bio-Bäckerei. Backen ohne doppelten Boden – keine Emulgatoren, die Semmeln aufblasen wie Ballone.

Rezept für etwa 20 Kringel

Das Rezept stammt aus der Rezepte-Sammlung der Drax-Mühle in Rechtmehring. Nicht nur die Saaten im Quellstück, sondern ebenso das Mehl im Hauptteig lässt sich beliebig verändern. So kann man das Weizenvollkornmehl austauschen gegen Dinkel, ganz oder anteilig. Oder man schmuggelt etwas Roggenmehl in den Teig; oder Schrot in das Quellstück, Gerste oder Hafer…

Das Quellstück

200g
200g
Saaten, z.B. Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Leinsaat
Wasser, 100°C

Die Saaten mit kochendem Wasser überbrühen und bis zur Weiterverarbeitung abkühlen lassen.

Der Teig

das
650g
350g
ca 700g
6g
20g
25g
20g
Quellstück
Weizenvollkornmehl
Dinkelmehl 630
Wasser, kühl
Bio-Hefe
Honig
Salz
Olivenöl

Aus allen Zutaten einen weichen Teig mischen. In seiner Konsistenz ähnelt er einem Seelenteig; nicht ganz so weich, aber definitiv weniger fest als ein Brötchenteig. Solange kneten, bis sich eine bindige Struktur ergibt.

Den Teig zwei Stunden ruhen lassen. Währenddessen zwei Mal dehnen und falten. Das Glutengerüst vervielfältigt sich, der Teig wird zunehmend stabiler.

Teigruhe über Nacht

Anschließend die Teigschüssel über Nacht in den Kühlschrank stellen und ruhen lassen.

Am nächsten Tag Stücke von etwa 120 bis 140 Gramm abstechen und in die Länge rollen. Lustig in sich verdrehen und – zum Beispiel – in einer Mischung aus Sesam und Mohnsamen wenden.

Zu einem Kringel formen und Backpapier setzen. Noch einmal eine halbe ruhen lassen und währenddessen den Backofen vorheizen.

Backen im heißen Ofen für ca 18 Minuten. Vor und nach dem Backen kräftig mit Wasser absprühen.

26-02-2023

Sonntagmorgen. Alles tut weh. Die Knie, die Finger der rechten Hand, der Rücken. Der Körper, der sich in den Vordergrund stellt. Der Beruf, der zehrt an dir und deinen Kräften.
In der Nacht ist Schnee gefallen. Aber morgens um vier schon die Vögel. Die weiße Welt und nicht hinausmüssen an diesem Tag. Der dampfende Espresso. Ein paar Seiten Bret Easton Ellis und noch mal ins Bett.

Kümmelflecken

Zwei Uhr morgens. Die Bialetti kocht. Der Espresso früh am Morgen ein Ritual. Den Tag im Kopf durchgehen. Erst das Dinkelvollkornbrot, dann das Steinofenbrot. Mein Kollege bäckt derweil die Semmeln, das Nussbrot.
Dann die Baguette machen, die Seelen und die Brezeln belaugen. So langsam schleicht sich die Routine ein, wissen die Hände, wo hinlangen.

Eigentlich wollte ich am Wochenende zuhause Brot backen. Aber der Teig unten ist zu weich geworden. Also hab ich keinen Laib geformt, sondern fünf Fladen gebacken.

Der Sauerteig (für insgesamt fünf Flecken)

120g
120g
25g
2g
Roggenvollkornmehl
Wasser, 45°C
Anstellgut
Salz

Das Mehl, Wasser, Anstellgut und das Salz gut miteinander vermischen und 12 bis 18 Stunden an einem warmen Ort heran reifen lassen.

Das Brühstück

60g
150g
10g
Dinkelschrot, grob
Wasser
Salz

Den Dinkelschrot und das Salz mit dem kochenden Wasser überbrühen und mindestens eine Stunde auskühlen lassen. In der Praxis würden wir alle Vorstufen zusammen und am Vortag machen. Also Sauerteig, Vorteig und das Brühstück.

Der Vorteig

120g
90g
2g
Dinkelmehl Type 1050
Wasser, kühl
Bio-Hefe

Mehl, Wasser und die Hefe zu einem losen Teig verkneten und ein bis zwei Stunden in der Küche stehen lassen. Anschließend über Nacht in den Kühlschrank stellen.

Der Hauptteig (für fünf Flecken)

der
der
das
60g
240g
5g
6g
6g
ca 120g
Sauerteig
Vorteig
Brühstück
Dinkelmehl 1050
Roggenmehl 1370
Bio-Hefe
Kümmel
Honig
Wasser, warm

Aus allen Zutaten einen glatten und eher weichen Teig kneten. Eine gute halbe Stunde ruhen lassen.

Mit nassen Händen fünf Stücke aus dem Teig brechen und lose rund formen. Auf eine gut mit Mehl bestaubte Unterlage absetzen und die Oberfläche ebenfalls mit Mehl bestauben.

Solange gehen lassen, bis an der Oberfläche deutliche Risse erkennbar sind. Auf Backpapier bugsieren und im 250°C heißen Ofen auf dem Pizzastein für rund 25 Minuten backen.

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Alter Hund

Januarmorgen. Der Himmel ein schmutziges Weiß, zu dick aufgetragen. Und kalt; Schnee auf den Feldern rund um Leutkirch. Die Szene vor dem Marktplatz eine Bleistiftzeichnung: die Menschen und die Buden der Händler wie Striche vor dem Rathaus.
Den Kragen hochschlagen und ins Café San Marco. Müde. In die Ecke wie ein alter Hund. Auf der Suche nach Gesellschaft, aber doch auf Abstand. Später Einkäufe, der Haushalt. Die Semmeln zu einem späten Frühstück.

Das Brühstück für die Semmeln

50g
50g
100g
Sonnenblumenkerne
Lupinenschrot
Wasser, 100°C

Die Sonnenblumenkerne und das Lupinenschrot mit kochendem Wasser überbrühen und auskühlen lassen.

Der Teig

das
250g
250g
15g
10g
12g
12g
ca 250
Brühstück
Dinkelmehl 630
Dinkelvollkornmehl
Bio-Hefe
Olivenöl
Salz
Sauerteig, optional
Wasser, lauwarm

Alle Zutaten zu einem mittelweichen und glatten Teig kneten. Eventuell noch mehr Wasser zugeben, falls der Teig zu fest sein sollte. Dinkelteige schonend kneten und nicht zu stark und zu lange. Besser einmal die Knetung unterbrechen und den Teig ein paar Minuten ruhen lassen.

Teigruhe und backen

Den Teig eine halbe Stunde rasten lassen. Dann einteilen zu Stücken à 100 Gramm. Rund schleifen oder lang rollen. In Mehl rollen oder in eine Körnermischung tauchen, etwa Sonnenblumen oder Dinkelflocken.

Die Teiglinge gut heran reifen lassen. Backen bei 250°C für etwa 15 bis 18 Minuten. Vor und nach dem Backen gut mit der Sprühpistole abspritzen.

dav